Benefizkonzert bringt 9.000 Euro für die Aktion "Helft Maik"
Im August beginnt der an Multiple Sklerose erkrankte Maik Kossebau-Viebig nun seine Stammzellentherapie in Moskau. Er ist überwältigt von der Hilfsbereitschaft.
Von Frederik Böckmann (Oldenburgische Volkszeitung)
Dinklage. Es war im August vergangenen Jahres, als Thorsten Kreutzmann seinen Dinklager Kumpel Maik Kossebau-Viebig nach längerer Zeit auf einer Geburtstagsfeier wiedergesehen hatte. Die Laune bei Kreutzmann aber war weniger gut, als sie es bei einer Party für gewöhnlich ist. Denn Kreutzmann war erschrocken über den Gesundheitszustand seines an Multipler Sklerose erkrankten Freundes Maik. Kreutzmann merkte: Nur eine Stammzellentransplantation in der nächsten Zeit hilft dem begeisterten Skater, damit er zukünftig nicht auf den Rollstuhl angewiesen ist.
Kreutzmann, Philip Weiss und Eva Varelmann vom rund 20-köpfigen Freundeskreis riefen daraufhin im vergangenen Dezember unter dem Dach der Stiftung "St. Catharina hilft" der katholischen Kirchengemeinde die Aktion "Helft Maik!" ins Leben. Eine Spendenaktion, mit der die Kosten für die zehntausende Euro teure Stammzellentransplantation gedeckt werden soll, begann. In dieser Woche, acht Monate nachdem die Idee für "Helft Maik!" geboren wurde, hat die Aktion nun ihren vorerst offiziellen Abschluss gefunden.
Spendenkonto hat einen Stand von mehr als 70.000 Euro
Auf dem Rathausplatz übergaben Bürgermeister Frank Bittner und Musical-Darsteller Florian Hinxlage der Clique einen symbolischen Scheck in Höhe von exakt 9.147,08 Euro. Es ist der Erlös des Benefizkonzertes, das Hinxlage in Zusammenarbeit mit der Stadt Dinklage in der Aula der Oberschule durchgeführt hatte. Das Spendenkonto führt damit einen Kontostand von etwas mehr als 70.000 Euro. Geld, das für die rund 45.000 Euro teure Stammzellentherapie in Moskau plus "Nebenkosten" wie Flug, Aufenthalt und Nachuntersuchungen eingesetzt werden soll.
Als Maik Kossebau-Viebig die aktualisierte Spendensumme hörte, war er baff. "Das ist der Wahnsinn", sagte er und dankte allen Unterstützern und Spendern. Innerhalb von vier, fünf Wochen hatte seine Clique verschiedene Aktionen initiiert. Dazu kam die riesengroße Unterstützung aus der Bevölkerung. Zwei Beispiele: Der Langweger Unternehmer Stephan Bokern nahm für einen kleinen Obolus das weihnachtliche Altpapier entgegen, was 2.500 Euro einbrachte. BW Lohne und der Verein „Hilfe für krebskranke Kinder und Jugendliche Lohne“ spendeten zusammen mehr als 16.000 Euro.
Das i-Tüpfelchen war das Benefizkonzert "Flo & Friends". Hinxlage hatte seine befreundeten Musical-Darsteller Darrin Byrd, Stefan Tolnai, Jana Marie Gropp, Alex Melcher und dessen Frau Vera, Anja Wendzel, Mischa Mang und Philipp Lang für einen Auftritt gewinnen können. Weil alle Interpreten auf ihre Gage verzichteten und zudem eine Tombola stattfand, kam die stolze Summe zusammen. Das Konzert, das OV-Mitarbeiter Christoph Heinzel als ein "Festival der fantastischen Stimmen" bezeichnete, fand Maik Kossebau-Viebig in der Rückschau überwältigend: "Das ging ins Herz."
"Du hast eine richtig tolle Clique." (Bürgermeister Frank Bittner zu Maik Kossebau-Viebig)
Die Einnahmen wanderten auf das Spendenkonto für die Stammzellentherapie. Der Termin dafür ist weiter festgezurrt. Am 4. August soll Kossebau-Viebig die vier- bis sechswöchige Therapie im Aa Maximov Hospital in der russischen Hauptstadt beginnen. Er sei etwas aufgeregt, aber fest entschlossen, die Transplantation durchzuführen, sagte der Dinklager. "Ich habe ein richtig gutes Gefühl." Denn die Klinik habe schon 1.500 an Multiple Sklerose Erkrankte erfolgreich therapiert. Begleitet wird er dabei von seiner Mutter.
Verlassen konnte und kann sich Maik Kossebau-Viebig bei den bürokratischen und organisatorischen Angelegenheiten weiterhin auf seine Clique. Vor allem Eva Varelmann hat hier vieles im Blick. Auch der evangelische Pfarrer Fridtjof Amling, der mit seiner Frau Galina einige Jahre in Moskau lebte, hat seine Hilfe angeboten.
Zuspruch aus der Bevölkerung tut gut
Mit Blick auf die vergangenen, bewegenden Monate stellt Kossebau-Viebig fest: "Das positive Feedback der Menschen tut mir richtig gut." Er habe viel Zuspruch erhalten, Nachrichten auf allen Kanälen. Und im Ort sei er von vielen angesprochen worden. "Ich fühlte mich teilweise wie ein kleiner Star", sagt Kossebau-Viebig und lacht.
Starallüren hat der House-DJ ("Emka II"), Clubgängern im Landkreis unter anderem als DJ-Duo mit Kumpel Philip Weiss ("Polyp") bekannt, jedoch nicht. Vielleicht könne er Menschen mit der gleichen Erkrankung Mut zusprechen, sich mit ihnen unterhalten. Dass in der Öffentlichkeit, speziell in Dinklage, jetzt noch offener die Krankheit Multiple Sklerose thematisiert, sei gut.
Die Corona-Pandemie hatte für Kossebau-Viebig in der Vorbereitung auf seine Stammzellentherapie zumindest diesen positiven Nebeneffekt: Entschleunigung. Grundsätzlich versucht er, auf seinen Krankheitsverlauf entsprechend zu reagieren: In Bewegung zu bleiben, Stress zu vermeiden und vor allem: immer positiv zu denken. So, wie ihn seine Freunde und die Dinklager kennen.
Auch ein halbes Jahr später ist Initiator Florian Hinxlage begeistert, wie das Benefiz-Konzert "Flo &Friends" in der Aula der Oberschule vor 400 Zuschauern aufgenommen wurde. "Man konnte die Energie im Publikum und auf der Bühne förmlich spüren", sagt der Musical-Darsteller. Zu der gelungenen Veranstaltung trugen viele, viele Beteiligte bei, bei denen sich Hinxlage und Bürgermeister Frank Bittner nun nochmals bedanken. Gemeint sind unter anderem: die Messdiener für ihre Bewirtung, das Team der Oberschule Dinklage um Rektor Josef Kalvelage, Hausmeister Christoph Breuer, die Musikschule Romberg, alle Sponsoren der Tombola-Versteigerung insbesondere die Firma Tolimit und Pastor Johannes Kabon stellvertretend als Kuratoriumsmitglied der Stiftung "St. Catharina hilft".